Maxima und Pinsel Frühlings-Abenteuer
Frühlingsgefühle
Maxima Maus wusste nicht, ob sie sich Sorgen machen musste. Sie hatte heute früh die Nachricht bekommen, dass Pinsel, das Eichhörnchen sie sofort flitz-geschwind im Wald bräuchte. Die Kuh hatte die Nachricht dem Spatz geflüstert und dieser und war zu Maximas Menschenhaus geflogen. Dazu hatte Pinsel eine Liste mitgegeben, auf der Dinge standen, die Maxima unbedingt von den Menschen mitbringen sollte. Ein bisschen Joghurt, einen Schraubenzieher, einen Müllsack, noch einen Müllsack und am besten noch einen Müllsack. Maxima konnte sich die Liste nicht erklären und war jetzt mehr als neugierig, als sie durch den auftauenden Wald zu Pinsels Holzhäuschen ging. Obwohl sie es eilig hatte, hielt sie kurz inne, um zu lauschen. Sie hörte Jungvögel ungeduldig rufen. Hier musste ein Nest in der Nähe sein. Sie atmete die frische Frühlingsluft tief ein und langsam wieder aus. Wie schön der Frühling war. Sie roch die ersten Frühlingskräuter. Hauchzart erkannte sie den Huflattich, aber unverkennbar lag der Bärlauch in der Luft. Maxima liebte den Frühling, wenn alles aufwachte und sich die Natur von grau in grün und bunt verfärbte. Ein echtes Schauspiel, fand sie. Maxima war von den Walddüften so abgelenkt, dass sie die Katastrophe erst bemerkte, als sie direkt davor stand.
Alles kaputt
Maxima hatte Pinsels Baum erreicht und konnte ihren Augen kaum trauen. Vor ihr türmten sich in einem wilden Durcheinander Gläser, Holzbretter, Tüten und andere Dinge zu einem riesigen Berg auf. „Pinsel?“, schrie sie erschrocken. Jemand musste sein Haus abgerissen haben. „Pinsel?“ Maxima versuchte über den Schutthaufen zu kriechen. Hoffentlich lag Pinsel nicht unter dem Zeug begraben! „Hier fang mal!“, rief eine Stimme plötzlich von oben. Eine große Decke flog herunter und
fiel ihr auf den Kopf. „Pinsel!“ Maxima war erleichtert und verwirrt, als sie sich von der schweren Decke befreit hatte und Pinsel, das buschige Eichhörnchen sah. „Was ist passiert?“ „Das siehst du doch!“, rief Pinsel von seinem Häuschen herunter, das glücklicherweise noch stand. „Ich versteh das nicht. Was machst du da?“ „Na, ausmisten natürlich. Was denkst du wieviel unnützen Kram ich in all
den Jahren angehäuft habe? Hier, sieh mal. Ein Fahrradreifen. EIN FAHRRADREIFEN! Für mich? Ich hab gar kein Fahrrad. Was mach ich denn damit? Ergibt doch überhaupt gar keinen Sinn! Er stört nur. Alles stört nur!“ Pinsel klang wütend. „Magst du nicht mal runterkommen und mir erklären, womit dieser Wahnsinn hier angefangen hat?“ Pinsel nickte und war mit zwei schnellen Sprüngen unten auf dem Boden. „Hast du mir meine Sachen mitgebracht?“, fragte es. „Den Joghurt und…“ „Die Müllsäcke. Davon brauche ich reichlich, wie du siehst.“ Maxima schüttelte den Kopf. „Das willst du alles wegwerfen?“ „Ja klar. Ich bin ein Eichhörnchen, es reicht, dass ich Nüsse und Vorräte sammle, da brauche ich keine…“ Pinsel hob einen Gegenstand aus seinem Berg an Dingen hoch. „Schau, ich weiß nicht einmal was das ist.“ „Ein Schneebesen“, sagte Maxima. „Ah siehst du, es liegt gar kein Schnee mehr, also brauche ich auch keinen Besen.“ Maxima wollte erklären, wofür man einen Schneebesen
eigentlich benutzte, aber Pinsel war nicht zu stoppen. „Und das hier: Eine Decke, die mehr Löcher hat als Wolle – sieht aus wie ein Schweizer Käse – wen soll die noch wärmen? Und da, ein Schwimmreifen, aus Plastik, aus PLASTIK! Siehst du das, Muus?“ Maxima sah sich das Gerümpel an und sie überkam plötzlich ein schlechtes Gewissen. So viele Gegenstände, die gar nicht alle kaputt aussahen. Doch alles in den Müll zu werfen, kam ihr falsch vor. „Du könntest einen Flohmarkt machen“, schlug sie vor. „Vielleicht freuen sich andere Tiere darüber.“ „Einen was?“ „Einen Flohmarkt, da kann man Dinge, die man selbst nicht mehr braucht, verkaufen, eintauschen oder verschenken.“ Pinsel strich sich gedankenverloren über seinen buschigen Eichhörnchenschwanz und überlegte. „Und du denkst wirklich, meinen Kram will jemand haben?“ Maxima nickte. „Wir müssten vielleicht ein paar Sachen reparieren, aber dann ist es ein Versuch wert, bevor alles auf dem Müll landet und die Umwelt noch mehr verschmutzt.“ „Reparieren! Gut, dass du das sagst. Hast du den Schraubenzieher dabei?“
Nadel, Faden, Honig
Maxima und Pinsel machten sich sofort an die Arbeit. Während Maxima die Decke mit den Löchern flickte, hämmerte und schraubte Pinsel Regale, die vorher schief gestanden hatten, und Spielzeug, das krumm war, wieder zusammen. Dann legten sie alle Gegenstände, die noch zu gebrauchen waren vor Pinsels Gemüsegarten. Sie gönnten sich eine Pause und machten ein Picknick. Es gab Schwarzbrot mit Honig und eingelegte Tomaten. Selbstgemachten Eistee und Gemüsesticks. Maxima genoss jeden Schluck und jeden Bissen. „Sag mal, Pinsel. Warum sollte ich dir eigentlich den Joghurt mitbringen?“, fiel ihr plötzlich ein. Pinsel knabberte an einem Stück Gurke, als es erzählte: „Ich mache Joghurt selbst. Die Kuh hat mir einen Trick verraten und das möchte ich nun ausprobieren.“ „Welcher Trick?“, wollte Maxima wissen. „Naja, du nimmst ein bisschen Joghurt und gibst das zusammen mit frischer Milch für einen halben Tag in den Ofen, dann hast du selbst neuen Joghurt gemacht.“ Wenn das so einfach war, überlegte die Maus, warum kaufte ihre Menschenfamilie dann immer frischen Joghurt in Plastikverpackungen ein? „Das klingt toll. Sollen wir das gemeinsam probieren?“, fragte sie und Pinsel sprang freudig auf. „Na klar!“
Wenn die Eule ruft
Während die frische Milch im Ofen zu Joghurt wurde, sah sich Pinsel in seinem nun fast leeren Haus um. „Hm“, schnaubte es. „Ganz schön leer, oder?“ „Ja, aber das wolltest du doch.“ Pinsel nickte. Aber es war sich jetzt gar nicht mehr so sicher was es wollte. „Wir sollten zur Eule gehen und sie bitten allen Waldtieren von deinem Flohmarkt zu erzählen“, schlug Maxima vor und Pinsels trübe Gedanken waren verflogen. „Tolle Idee!“ Mit einem Satz war Pinsel draußen und sprang, schnell wie es war, von Ast zu Ast in Richtung Eule. Maxima dagegen hatte es nicht eilig. Sie wollte viel lieber die Gerüche auffangen. Wie den Löwenzahn, der so gut im Salat schmeckte, oder die Holunderblüten, die nun den Wald schmückten. Der Frühling kitzelte sie immer in der Nase und ließ sie ganz hibbelig werden. Es lagen wahre Schätze in der Luft. Kräuter, Früchte, Blüten, Keime und Samen. All das wollte gesammelt werden und sie war eine leidenschaftliche Sammlerin. Als sie beim Baum der Eule ankam, hatte Pinsel schon eifrig vom Trödelmarkt erzählt. Die Eule rieb sich nachdenklich das Kinn, als sie sagte: „Du musst sie neugierig machen, Pinsel. Wieso sollten andere Tiere deine alten Fahrradreifen haben wollen?“ „Weil es kein alter Fahrradreifen, sondern ein prima Karussell ist. Du
steckst den Reifen auf einen Ast und schon können alle darauf Platz nehmen und sich drehen. So was macht Spaß, Eule. Solltest du mal ausprobieren!“ Die Eule verdrehte ihre großen gelben Augen. „Und wofür braucht man einen Schwimmreifen?“ Pinsel überlegte nicht lange. „Das ist das bequemste Bett des Waldes. Ein Kissen in die Mitte und du musst dir nie wieder Sorgen machen,
aus dem Bett zu fallen!“ Die Eule seufzt: „Aber dann müssen wir den Tieren genau das erzählen, Pinsel. Kommt zu Pinsels Flohmarkt, reicht da nicht. Du suchst ein weiches Bett mit Fallschutz? Geh zu Pinsels Flohmarkt! So was zum Beispiel! Das zieht die Tiere an.“ Pinsel sprang in die Luft vor Freude. „Ja, ja, ja. Das klingt toll!“ „Und: Schon einmal vom eigenen Karussell im Garten geträumt? Pinsel macht es möglich!“ Pinsel, Maxima und die Eule lachten. Und es funktionierte. Die Waldtrommeln schlugen sehr schnell, vor allem, wenn die Eule anfing zu rufen.
Ein Flohmarkt im Wald
So stand schon die Wildschweinfamilie, der Dachs und ein Hase vor Pinsels Haus, als die beiden von der Eule zurückkamen. Immer schneller wurden es mehr und mehr Tiere und für alle hatte Pinsel etwas Tolles auf Lager. Als die Sonne unterging war der Vorplatz von Pinsels Garten leer. Viele Tiere waren vorbeigekommen und zufrieden, weil sie etwas Neues ergattert hatten, wieder gegangen. Doch jetzt waren Pinsel und Maxima erschöpft. Sie saßen auf dem Baum, vor Pinsels Häuschen, schauten den Sonnenuntergang an und probierten ihren selbstgemachten Joghurt. „Hmm, wunderbar!“, seufzte Pinsel. Dann sah es die Maus von der Seite an. „Sag mal, Muus, wann ziehst du eigentlich wieder bei deiner Menschenfamilie aus? Es ist doch schon Frühling.“ Maxima nickte. Immer, wenn der Frühling kam, verließ sie ihre Menschenfamilie, um in der Natur zu wohnen. Sie war eine Reisende, die zwischen Feld, Wiesen und Wald ihre Schätze und ihr Glück fand. „Darüber hab ich mir heute auch schon meine Gedanken gemacht“, gestand sie. „Ich denke, bald… bald werde ich gehen.“ „Worauf wartest du denn?“ Maxima zögerte. Pinsel glaubte zu wissen, wovor sie Angst hatte. „Weißt du, Muus, ich hab jetzt genügend Platz in meinem Haus. Da passt bequem ein zweites Bett
rein. Wenn du dich allein fühlen solltest… also, ich will sagen, bei mir hast du immer ein Zuhause.“ Maxima blickte Pinsel überrascht an. Dass Pinsel sein Zuhause teilen wollte, war ein großer Freundschaftsbeweis. „Wirklich? Das würde dich nicht stören?“ Pinsel lachte. „Nein, ganz im Gegenteil. Du störst mich nie!“
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